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Blick

in die

Natur

Fotoerlebnisse auf Röst, Lofoten (Norwegen)   1966-2024

Röst ist eine Inselgruppe vor der Südspitze der Lofoten, Norwegen.  Die flache Hauptinsel Röstland.
Am Horizont: li  Lofoten   re Nachbarinsel Vaeröy

 

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Im Frühling ziehen riesige Dorschchwärme (Skrei) von der Barentssee nach Süden um bei den Lofoten zu laichen. Davon lebt auch seit hunderten von Jahren die Bevölkerung von Röst, die Fische werden an der Luft getrocknet. Der Stockfisch wird vor allem nach Italien exportiert.

Röst liegt hinter dem Polarkreis: 1 Monat lang Mitternachtssonne.

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Im Süden liegen die von Menschen unbewohnten Vogelberge.  Vorderste Insel re: Vedöy

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die Vogelberge von S nach N betrachtet.  (Röstland dahinter, nicht sichtbar)

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Der Vogelberg Vedöy. In der Felswand brüteten vor allem Dreizehenmöven und Trottellummen.  Man konnte vor lauter Vogellärm die eigenen Worte nicht verstehen. Seit 2020 sind die Felswände leer -
Totenstille, die schmerzt und traurig macht.
In den Vogelbergen von Röst wird seit Jahrzehnten geforscht. Unter anderen von:
Sven Myrberget (1964), Gunnar Lid (1970-83),  Gruppe von Beat Tschanz (Zoologisches Institut, Universität Bern) (1956-81)  Sie hat Verhaltensanpassungen von Alkenvögeln (Lummen, Tordalken, Papageitaucher, Gryllteisten) an die speziellen Fortpflanzungsbedingungen in den Vogelbergen untersucht.

Seit 1979, d.h. seit 45 Jahren ! : Tycho Anker-Nilssen und Mitarbeiter (Norsk Institut for Naturforskning NINA,Trondheim.) Sie untersuchen die Populationsentwicklung von Papageitauchern, Alken, Lummen, Dreizehenmöven und weiteren Arten. Die Populationen von vielen Arten sind in den vergangenen 50 Jahren zusammengebrochen. 2/3 der 54 norwegischen Seevogelarten sind auf der roten Liste. Es ist dringend die beunruhigende Entwicklung zu erfassen und ihre Ursachen zu finden.

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Krähenscharbe (Phalacrocorax aristotelis), das Wappentier von Röst.  Brütet in Nischen unter Steinen.
Einige hundert Brutpaare. Der Bestand ist deutlich zurückgegangen.

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Silbermöve (Larus argentatus) die häufigste Grossmöve.

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Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea). Längste Zugstrecke aller Vogelarten. Das Winterhalbjahr verbringt sie in der Antarktis. Im April/Mai trifft sie wieder im Brutgebiet der norwegischen Küsten ein.

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Erbeutet im Sturzflug kleine Fische an der Meeresoberfläche. In den 60er Jahren lag der Bestand von Röst bei mehreren tausend Brutpaaren.

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Seither ist der Bestand wegen Futtermangel dramatisch eingebrochen. 1989 hat T.A. Nilssen noch 200 - 300 Paare festgestellt. Dies Zahl hat wohl noch weiter abgenommen.

Dreizehenmöve (Rissa tridactyla). Möve des offenen Meeres. Ernährt sich von Kleintieren (Plankton)  der Meeresoberfläche. Brütet in grossen Kolonien in Felswänden am Nordatlantik.

1988 wurden auf der Vogelinsel Vedöy  17 600 Brutpaare gezählt.  Auf der Insel Kaaröya (Röst) wurde 1928 zum ersten mal eine Brut an Häusern beobachtet. 

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Heute, 96 Jahre später, sind die Vogelfelsen leer. Mit einem speziellen "Vogelhotel" wird versucht die 
letzten Brutpaare zu retten. (T.A. Nilssen).  Im ersten Sommer 2024 wurden 75 Brutplätze besetzt.
Alle Eier und Jungvögel sind Kolkraben und Grossmöven zum Opfer gefallen. 

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Tordalken (Alca torda) gehören wie Lummen und Papageientaucher zur Familie der Alken. Wie die Pinguine der Antarktis tauchen sie mit kräftigem Flügelschlag um Fische zu jagen.
Im Hintergrund: Röstland und die Nachbarinsel Vaeröy.

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Tordalken brüten paarweise in geschützten Nischen. Eier und Junge sind weniger exponiert als bei Lummen. Ihr Bestand hat in den letzten 40 Jahren um 85-90% abgenommen

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Papageientaucher (Fratercula arctica) brüten in selbst gegrabenen, tiefen Erdhöhlen. 1979 wird die Population auf 1,5 Mio Paare geschätzt. 2022 liegt sie noch bei 13%, d.h. bei ca. 195'000 Paaren.
Seit 2006 hat keine erfolgreiche Jungenaufzucht mehr stattgefunden.

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Bild aus guten Zeiten. Dieses Tier hat 8 Sandaale gefangen. Wenn es zu aufwändig wird Nahrung zu beschaffen, wird das Junge verlassen. Die Altvögel sorgen dann nur noch für ihr eigenes Überleben.

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Hauptgrund für die negative Entwicklung ist Nahrungsmangel. Es fehlen z.B. junge Heringe, oder sie sind nur als winzige Glaslarven vorhanden.

Der Clown des Nordens.

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Trottellume (Uria aalge)   Brütet ohne Nest, oft auf schmalen Gesimsen.
Meist dicht gedrängt - Körper an Körper. Das biete Schutz vor Räubern. 
Jedes Paar erkennt sein Ei an Farbe und Muster.
Noch in den 1960 er Jahren lag der Bestand bei ca. 12'000 Paaren.

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Dieses Küken ist 4 Tage alt. Noch im Ei, während des Schlüpfens, hat es die Stimmen seiner Eltern kennen gelernt. Es wird nie alleine gelassen und verbringt 90% des Tages unter dem Altvogel.

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Die ungeschützten Küken sind mobil. Aber sie bleiben  an ihrem Brutplatz nahe der Felswand.
Zudem erkennen sie den Abgrund und meiden ihn.

5 Brutplätze, rechts aussen sind beide Eltern anwesend. Nur 2 Küken sind sichtbar.  Sie sind nun ca. 20 Tage alt und werden sich zunehmend zum Abgrund hin orientieren.

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Lummenspringen: An einem ruhigen Sommerabend entsteht grosse Aufregung in der Kolonie.
Die noch flugunfähigen Küken nähern sich dem Abgrund und springen in die Tiefe.

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Auf dem Wasser werden sie vom rufenden Altvogel erwartet. Küken und Altvogel finden sich, weil sie sich
an der Stimme erkennen. Dann schwimmen sie gemeinsam aufs offene Meer hinaus.

Seit vielen Jahren gibt es in Röst kein Lummenspringen mehr, Lummen sind dort nahezu ausgestorben.
Es brüten nur noch wenige Paare in geschützten Nischen.

 

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Seeadlernest mit Jungvogel. Ausnahmsweise nicht in einer unzugänglichen Felswand.

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Junger Seeadler (Haliaeetus albicilla).  Eine erfreuliche Entwicklung: Die früher verfolgte und bedrohte Art hat sich nach Schutz im Jahre 1968 (Norwegen) wieder gut erholt.

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Jungvogel vor dem Ausfliegen. Es brüten 2-3 Paare im Gebiet. Zudem besuchten im Sommer während Jahren viele Jungadler der 100 Km entfernten Festlandküste  die Vogelberge von Röst. Hier jagten sie Lummen und Dreizehenmöven, welche auf offenen Gesimsen brüteten. Diese wurden immer wieder von den Brutplätzen aufgescheucht. Dadurch konnten auch Kolkraben und Grossmöven Eier und Küken rauben.  Eine ehemals gefährdete Art hat andere bedrohte Arten gefährdet. 
 

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Hauptverantwortlich für die deprimierende Entwicklung in den Vogelbergen von Röst ist allerdings nicht der Seeadler. Der dramatische Einbruch der Dreizehenmövenpopulation hat vor der Invasion der jungen Seeadler begonnen. Papageientaucher brüten geshützt in Höhlen, ihre Population wird durch den Seeadler nicht beeinflusst. Die Ursachen der Entwicklung sind sehr komplex. Viele Faktoren wirken zusammen.
Futtermangel und Klimaerwärmung spielen die zentrale Rolle (T:A.Nilssen). Die Klimaerwärmungn hat unter anderem dazu geführt, dass sich Hering-Laichgebiete nach Norden verschoben haben. Dadurch sind die mit dem Golfstrom bei Röst eintreffenden Heringlarven so klein, dass sich die Vögel nicht davon ernähren können. 
 

Die Situation in den Vogelbergen von Röst macht betroffen. Ich fasse sie in drei Bildern zusammen:

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Papageientaucher   Vedöy/Röst 1966

Als junger Student durfte ich in den Jahren 1966 - 1970 die 
überwältigende Lebensvielfalt der grössten Vogelberge von  Norwegen erleben.

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Vedöy 2024     Heute stehe ich als alter Mann (82) stumm vor den leeren Felswänden.

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Naturhistorisches Museum Oslo:
Vogelfelsen von Röst

Meine Enkel können nur noch im Naturhistorischen Museum sehen und ahnen wie es früher einmal war.

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